Oxygen – In einer Kapsel gefangen

  

von Peter Osteried | 30.04.2021

Der Science-Fiction-Thriller „Oxygen“ startet am 12. Mai bei Netflix. Hier ist unsere Kritik zum neuen Werk von Alexandre Aja.

oxy1Bild: "Oxygen" (c) Netflix

Als „Oxygen“ beginnt, fühlt man sich unweigerlich an den Thriller „Buried“ mit Ryan Reynolds erinnert. In dem Film ist ein Mensch lebendig begraben, im Verlauf der Echtzeithandlung erlebt man mit, wie er versucht, diesem Albtraum zu entkommen. In Alexandra Ajas „Oxygen“ erwacht eine Frau in einer Cryostase-Heilkammer.

Oxygen – Zur Handlung

Eine Frau erwacht in einer Heilkammer, wer sie ist, ob sie krank ist und wieso sie hier ist, erfährt sie von dem Computersystem, das ihre Biowerte überwacht, nicht. Sie kann die Kammer auch nicht öffnen – und sie erinnert sich nicht daran, was passiert ist. Aber sie hat die Möglichkeit zum Kontakt mit der Außenwelt. Sie kann telefonieren, weswegen sie Kontakt mit der Polizei aufnimmt.

Aber je länger sie mit dem Polizisten spricht, desto mehr hat sie das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt. Man verheimlicht ihr etwas. Ist Rettung, ist Überleben überhaupt möglich?

oxy2Bild: "Oxygen" (c) Netflix

Oxygen – Eine Kritik

Alexandra Aja ist ein Genre-Profi. Bekannt wurde er durch eher drastische Filme wie „High Tension“ oder „The Hills Have Eyes“, wie man Spannung ohne Blutgekröse aufbaut, weiß er aber auch. Mit „Oxygen“ hat er sich aber ein wenig zu viel zugemutet. Oder anders gesagt: So gut er ihn auch umgesetzt hat, leidet der Film daran, dass er mit 100 Minuten Laufzeit zu lang ist und die minimalistische Inszenierung in der Kapsel an ihre Grenzen stößt. Soll heißen: Visuell ist das Ganze über weite Strecken nicht gerade aufregend, so dass sich ein Gefühl der Abgestumpftheit einstellt.

Mit dem Problem, dem Zuschauer visuell nicht viel bieten zu können, mussten auch schon Filme wie „Buried“ oder „Nicht auflegen!“ kämpfen. Der minimalistische Ansatz widerspricht ein wenig dem, was Film sein sollte. Film verläuft nach dem Motto, dass man Dinge zeigen muss und sie nicht nur erklären darf. Ist ein Mensch aber in einer sargähnlichen Vorrichtung gefangen, bleibt fast nur noch das Erklären. Zwar müht sich Melanie Laurent, ihre Möglichkeit sind angesichts des eingeschränkten Umfelds aber auch begrenzt.

Man wartet im Grunde nur darauf, was der Twist wohl sein mag. Denn geben muss es einen, das wird schon sehr früh klar. Als er dann kommt, zieht „Oxygen“ ein bisschen größer auf. Er bietet dann sogar ein paar richtige schöne, toll getrickste Aufnahmen, konzentriert sich aber sehr schnell wieder auf das Leben innerhalb der Heilkammer – und den immer verzweifelten Versuch, es nicht zu verlieren.

Das ist letztlich solide gemacht, dem Film wäre aber mit einer strafferen Erzählweise besser gedient gewesen. Hier wurde im Grunde die Idee einer Kurzgeschichte auf einen abendfüllenden Film gestreckt.

Fazit

Optisch ist „Oxygen“ durchaus schön. Alexandra Aja macht aus den begrenzten Möglichkeiten das Beste, aber er hat mit einem Skript zu kämpfen, das es nicht vermag, über 100 Minuten weg durchgehend zu interessieren. Eine straffere Erzählweise hätte diesem Science-Fiction-Thriller durchaus gutgetan. Damit hätte sich unnötiger Leerlauf vermeiden lassen.

Bewertung: 3/5***

oxy3Bild: "Oxygen" (c) Netflix