Son of the South – Dieser Sohn des Südens ist anders

  

von Peter Osteried | 01.03.2021

Der eine wahre Geschichte erzählende Film „Son of the South“ kommt am 05. August in die Kinos.

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Die aktuellen Geschehnisse in den USA bereiten wohl auch den Boden, sich filmisch mit den Missständen der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Neuestes Beispiel hierfür ist SON OF THE SOUTH, der mit Spike Lee als Produzenten wirbt, aber ziemlich weit von dessen „joints“ entfernt ist. Vielmehr gestaltet sich der Film wie eine Geschichtsstunde.

Son of the South – Zur Handlung

Im Jahr 1961 ist die Rassentrennung noch immer fester Bestandteil des alltäglichen Lebens. Die Bürgerrechtsbewegung ist jedoch aktiv – mit Sit-Ins, mit Protestmärschen, mit den Freedom Rides, die Aktivisten in die Städte karren, wo sie meist von weißen Pöblern attackiert werden. In diesem Umfeld ist auch Bob Zellner (Lucas Till) aufgewachsen, doch er will nicht sein wie sein Großvater, ein Mitglied des Ku-Klux-Klans, und auch nicht wie die meisten anderen Menschen in Alabama.

Zellner setzt sich für die Gleichberechtigung ein und wird das erste weiße Mitglied des Student Non-Violent Coordinating Comitees, das sich für eine Veränderung der Gesellschaft einsetzt. Aber damit lebt man auch gefährlich und kann mit einem Strick um den Hals enden …

Son of the South – Eine Kritik

SON OF THE SOUTH erzählt eine wahre Geschichte. Er ist auch gut gemeint, aber hier hat man den Eindruck, dass es eben keine Geschichte ist, die größer als das Leben ist. Soll heißen: An sich wirkt der Film eher klein und reichlich unaufgeregt. Ihm fehlt die große Emotion, der Frust über die Situation, die Wut über die Ungleichheit. An deren Stelle gibt es nur Passion und ein Gefühl von Moral. Beides gut, beides wichtig, emotional wirkt das Ganze aber nicht so wie es gerade auch andere Filme, die sich mit der turbulenten Zeit der 1960er in den USA befassen, schaffen. Man denke hier nur an JUDAS AND THE BLACK MESSIAH.

Diesem Film wiederum fehlt etwas der große Konflikt, obwohl er eigentlich gegeben ist. Am Ehesten kommt der noch durch, als Bob von seinem Großvater, großartig von Brian Dennehy in einem seiner letzten Auftritte gespielt, zur Seite genommen wird. Der alte Mann gibt dem Junior zu verstehen, was ihm blüht, wenn er mit einem Freedom Ride in die Stadt des Großvaters kommt. Aber selbst diese Szene ist erstaunlich unaufgeregt, was vielleicht auch daran liegt, dass Bob Zellner einfach deeskalierend wirkte.

Dennoch: Bei einem Film wie SON OF THE SOUTH muss mehr Gefühl dabei sein. Gerechter Furor, wenn man so will.

Fazit

SON OF THE SOUTH ist ein technisch gut gemachter Film mit einer interessanten und wichtigen Geschichte, die aber ein wenig so daherkommt, als wäre das Ganze fürs US-Fernsehen entstanden – etwas unaufgeregt, ohne Ecken und Kanten, liberal, aber nicht so sehr, dass man in republikanischen Zirkeln anecken würde. Man wird einfach das Gefühl nicht los, dass hier sehr, sehr viel mehr drin gewesen wäre. Aber gut, der Film ist, wie er ist, und als Geschichtsstunde funktioniert er durchaus.

Bewertung: 3/5***

Bild: (c) Busch Media Group