Glamour, Glitzer, große Träume: Die Geschichte des Varieté — HOTEL LUX

Traumwelt Varieté — dieser Mix aus Zirkus, Artistik, Theater und Singspiel begeistert schon seit dem 19. Jahrhundert Jung und Alt. Im Film HOTEL LUX (Kinostart: 27. Oktober 2011) unterhält der Parodist Hans Zeissig (Michael „Bully“ Herbig) gemeinsam mit seinem Kollegen Siggi Meyer (Jürgen Vogel) im Varieté Valetti das Publikum. Doch wann entstand diese Unterhaltungsform eigentlich? Und welche Bühnen machten das Varieté in Deutschland berühmt? Hier ein Einblick:

Paris und der Cancan-Tanz

In den 60er-Jahren des 19. Jahrhunderts etablierten die Pariser Theaterhäuser das professionelle Ausziehen als Varieté-Nummer und starteten damit gleichzeitig die Ära des Varietés als neue Theaterform. Deren Markenzeichen bestand im erotischen Cancan-Tanz, der mit dazu beitrug, dass französische Varieté-Theater wie das Moulin Rouge über die Landesgrenzen hinweg bekannt wurden. Es ging vor allem darum, den nackten Körper in den Varieté -Revuen zu etablieren.

Vom Cancan-Tanz zu den Revuegirls

Auf die Nackttänzerinnen folgten die Revuegirls. Diese trugen von Glitzerschmuck, Federboas, Netzstrümpfen, Goldhöschen, Strapsen und Roben alles, was die Zuschauer verlockte. Ihr Tanz und Gesang wurde von prunkvollen Bühnenbildern illustriert. Diese sollten die Revuegirls in ein prachtvolles Licht stellen und die Bewunderung des Publikums auf die Tänzerinnen lenken. Es ging darum, die Zuschauer stilvoll zu betören und zu unterhalten.

Vom erotischen Revue-Theater zum Glamour-Varieté

Das Revue-Varieté ging nahtlos über in Inszenierungen voller Konsumlust und Luxus. Glitzer und Glamour wurden zu einem wichtigen Bestandteil der Aufführungen. So beteiligten sich immer mehr Tänzer an den prunkvollen Shows. Kostümierung, Maskierung und der stetige Wechsel von Garderoben wurde zu einem festen Bestandteil der Revuen. Die Mega-Shows am Broadway in Manhattan und Las Vegas perfektionierten mit Bombast, Feuerwerk und Kanonen diese Entwicklung.

Varieté in Deutschland

Bis 1960 boomte auch in Deutschland das Geschäft mit dem Varieté. Vor allem die Städte Berlin, Wien und Budapest beteiligten sich an diesem Boom. Durch die Konkurrenz von Kino und Fernsehen sank jedoch die Zahl der Varietés schnell wieder. So gab es außer dem Hamburger Hansa-Theater lange nur noch in der DDR einige Varieté -Bühnen unter staatlicher Regie.

Berühmte Bühnen: Vom Hamburger Hansa-Theater zum Frankfurter Tigerpalast

Das Hamburger Hansa-Theater war lange Zeit das einzige Varieté -Theater Deutschlands. Hier traten nicht nur Künstler wie Hans Albers auf, sondern auch die Comedian Harmonists oder die Zauberkünstler Siegfried & Roy. Ob Trapeztänzer, Jongleure oder Zauberer, hier trat jeder namhafte Künstler auf. Teilweise bezahlte man die Artisten lediglich mit Lebensmittelmarken. Einzig und allein der Tigerpalast in Frankfurt/Main konnte ab 1988 die Tradition des Varietés weiterführen. Mit dem Auftreten von Akrobatiktänzern über Entfesselungskünstler, Jongleure und Hochseilkünstler hatte auch hier Vielseitigkeit höchste Priorität.

In HOTEL LUX amüsiert sich der Komiker Hans Zeissig ( Michael „Bully“ Herbig) im Varieté Valetti über den größenwahnsinnigen Hitler und muss deshalb vor den Nazis fliehen. Wer wissen will, wohin es ihn treibt und wo er seine Witze ab sofort unbeschadet reißen darf, der sollte ab dem 27. Oktober 2011 eines der zahlreichen deutschen Kinos besuchen.

AJ / Quelle: Constantin Film