IN GUTEN HÄNDEN wird man Ende Dezember auch nicht hysterisch

Hysterie — über scheinbar die älteste aller beobachteten psychischen Störungen findet man schon von Plato und Hippokrates sehr frühe Beschreibungen überliefert. Für sie war es die "wandernde Gebärmutter", die das Leiden einer Frau verursachte, eine Theorie, die — zum Unglück der Frauen — in Variationen über Jahrtausende Bestand haben sollte. Im 19. Jahrhundert erreichte dieses Leiden seine Hochkonjunktur und nicht ohne Grund wird es als DAS Zeitalter der Hysterie verschrien: Hysterie galt als meistverbreitete Krankheit unter Frauen und wurde als Ursache für beinahe alle Symptome diagnostiziert. Die Behandlungsmethoden waren drastisch. Bis in die 1930er Jahre wurde eine sofortige Heirat und Schwangerschaft verschrieben, aber auch zunehmend chirurgische Eingriffe, wie das Entfernen der Eierstöcke häuften sich.

Als Retter in der Not aller Frauen entwickelte der Arzt und Erfinder Joseph Mortimer Granville schließlich den — „Percuteur" — den ersten elektromechanischen, batteriebetriebenen Vibrator. Für die Regisseurin Tanya Wexler liegt dieser Erfindung die Erkenntnis zu Grunde, „dass es nicht richtig ist, Frauen wegen einer Krankheit zu behandeln, die darauf zurückgeführt wird, dass eine Frau kein Mann ist. Kein Mann zu sein ist weder eine Krankheit, noch ein Grund für soziale Degradierung. Stattdessen ist es etwas, das man begeistert annehmen muss.“

Getarnt als medizinisches Gerät wurde der Vibrator bis in die 20er Jahre in Magazinen und Zeitschriften für Hausfrauen beworben, er sollte Verspannungen lösen, der Hysterie vorbeugen und die Jugend und Schönheit der Ehefrau erhalten. Die Idee war in ihren Grundzügen nicht neu, schon Kleopatra nutzte angeblich eine mit Bienen gefüllte Papyrustüte zur Befriedigung ihrer Lust. Mit der Erfindung von Granville allerdings begann ein Siegeszug und der Vibrator hielt Einzug in die Welt der Frau - als Heilmittel hat er heute zwar ausgedient, als Lustmittel aber noch lange nicht.

Übrigens erst im Jahre 1952 wurde sich von der Hysterie als Krankheitsbild endgültig verabschiedet und man verbannte sie in die Welt der Mythen. Dort hält sie sich aber erstaunlich hartnäckig.

Tanya Wexler sagt über ihren Film: „Aufkommender Feminismus, sich fortentwickelnde Heilkunde, Sexualität, die Rolle der Geschlechter, Elektrizität und Liebe in ihrer Gesamtheit, erschaffen die fantastische und letztendlich zufriedenstellende Welt des Films. Es ist der liebevolle und optimistische Blick auf die menschlichen Schwächen und unsere Fähigkeit, aus ihnen zu lernen und an ihnen zu wachsen, die IN GUTEN HÄNDEN lohnend und inspirierend machen."

Kinostart: 22. Dezember 2011

AJ / Quelle: Senator Film Verleih