The Zero Theorem: Hintergrundinfos zum Look des Films

  

Am Donnerstag startet der Sci-Fi Film "The Zero Theorem" in den deutschen Kinos. Wir haben einen Blick hinter die Kulissen gewagt und präsentieren euch hier Informationen zum Look des Films: vom Produktionsdesign über Kostümdesign bis hin zu den Frisuren und das Make up.

COC_TT_5111_The_Zero_Headline_300dpi_700

The Zero Theorem: Der Blick hinter die Kulissen

Im Film von Terry Gilliam sind Christoph Waltz, Matt Damon und Tilda Swinton in einer ziemlich abgedrehten und bunten Zukunftswelt unterwegs. Da mussten wir mal genauer hinsehen. Hier bekommt ihr Hintergrundinformationen zum Look des Films...

Mehr Informationen zu diesem Film in unserer Filmdatenbank. Eine Filmkritik findet ihr in den nächsten Tagen hier.

Das Produktionsdesign

Von jedem Terry-Gilliam-Film erwartet das Publikum in Sachen Produktionsdesign sehr hohe Standards und THE ZERO THEOREM liefert spektakuläres und eindrucksvolles visuelles Material. Gilliam wählte David Warren als Produktionsdesigner, mit dem er bereits an DAS KABINETT DES DR. PARNASSUS zusammengearbeitet hatte. Als Inspiration sollte das Team die Werke des zeitgenössischen Malers Neo Rauch studieren, dessen surrealistisches Oeuvre sich durch satte Farbmischungen auszeichnet. „Seine Arbeiten sind mit so vielen Details vollgestopft“, erklärt Gilliam. „Elemente aus verschiedenen Jahrhunderten, in unterschiedlichen Farben. Man könnte glauben, sie gehörten gar nicht zusammen, und genau diesen Aspekt greifen wir im Film auf. Wir mixen Stile: Es ist die nahe Zukunft, gleichzeitig aber auch sehr Retro.“ Und Warren fügt hinzu: „Terry wollte eine Zukunft, die in Sachen Farben sehr erfinderisch ist. Jemand hat den Look als ‚Bubblegum Dystopia‘ beschrieben, denn wir haben Pink, Orange und Kandisapfel in der Palette. Qohen selbst ist das einzige Graue in der gesamten Stadt, deswegen fällt er so auf.“

Neues Bild_700

Über die Hälfte des Films spielt innerhalb einer heruntergekommenen Kirche; erbaut wurde sie als einzelnes, geschlossenes Studioset in Bukarest. Warren erläutert: „Uns gefiel, dass die Wände im Inneren viele Fresken aufweisen und mit so vielen Heiligenfiguren bemalt sind. Terry mochte die Vorstellung, dass Qohen unter Agoraphobie leidet, aber dennoch die ganze Zeit über von Gesichtern umzingelt ist. Gesichter auf dem Computerbildschirm bei der Arbeit. Gesichter, deren Blicke ihn von Werbeplakaten aus verfolgen, und sogar wenn er in seine kleine Kapelle kommt, gibt es überall Gesichter.“

Der Zentralcomputer ManCom sollte gigantische Ausmaße haben, ganz im Gegensatz zu aktuellen technologischen Trends. „Die gesamte Bevölkerung des Planeten, all ihre Wünsche, Sehnsüchte, Bedürfnisse, Produkte — alles ist im Inneren dieses Geräts verstaut“, so Warren. „Wir dachten also, er muss groß sein. Und er ist dampfbetrieben, aus Eisen und Beton. Er wurde so wohl vor 50 Jahren gebaut, pumpt immer noch vor sich hin und versucht, all dieses Zeug in sich aufzunehmen.“

Das Kostümdesign

Der italienische Kostümdesigner Carlo Poggioli arbeitete mit Gilliam bereits an DIE ABENTEUER DES BARON MÜNCHHAUSEN und BROTHERS GRIMM, als Assistent von Gabriela Pescucci. Gilliams Konzept für THE ZERO THEOREM basierte darauf, dass die Menschen in dieser Zukunftswelt glücklich aussehen und bunte Kleidung tragen. Alle, außer Qohen. Der Anzug, den er für seine Abenteuer in der virtuellen Realität trägt, ist aber knallrot. Außerdem steht ein großes „Q“ auf seiner Brust. „Wir haben dabei an Superhelden-Outfits wie in den SPIDER-MAN- oder BATMAN-Filmen gedacht“, sagt Poggioli. „Terry schlug etwas Einfacheres vor, mit etwas Textur und Drähten. Es wurde schließlich wundervoll, denn es beinhaltet sehr viel Handarbeit und wirkt, als könnte man durch die Haut hindurch die Blutgefäße erkennen.“

Für Management, verkörpert von Matt Damon, entschied sich Poggioli für einen Chamäleon-Look: „Wenn wir Management zum ersten Mal sehen, sitzt er in einem Stuhl, aber man erkennt nicht sofort, dass er dort sitzt. Für seinen Anzug verwendeten wir den gleichen Bezugsstoff wie für den Stuhl. Also weiß man gar nicht, dass er da ist, bis man die Hand sieht und er sein Gesicht bewegt. Später im Film entdeckt Qohen dann Management vor einer schwarz-weißen Gardine und wieder ist Managements Anzug aus genau dem gleichem Stoff wie die Vorhänge.“ Das Team verwendete viele ungewöhnliche Materialien, erzählt Poggioli: „Ich zeigte Terry Muster von Duschvorhängen und Tischdecken aus Kunststoff. Ich glaube, so wird unsere Zukunft aussehen. Wir haben neue Materialien eingesetzt, aber altmodische Schnittmuster — nach Inspirationen aus den 1940er und 1950er Jahren. Das Ergebnis ist sehr merkwürdig, aber es funktioniert.“

„Carlo hatte praktisch kein Budget, also musste er sehr clever vorgehen und hat das hervorragend gelöst“, so Darstellerin Mélanie Thierry. „Bainsleys Badeanzug war unbequem, aber sehr lustig und poetisch. Die Krankenschwester-Uniform, mit orangenen Schuhen und pinker Perücke, war mein Favorit. Doch der Virtual-Reality-Anzug war ein Alptraum, dieses Kostüm habe ich gehasst.“ Darsteller-Kollege Sanjeev Bhaskar war von seinem Arztkittel verblüfft: „Ich habe mich gefühlt wie eine Art ‚Sikh-Elvis‘ in seiner Vegas-Zeit in den 1970ern: Ich trug viele verschiedene Lagen, darüber diesen Gummikittel… Alles mit so viel Liebe zum Detail gemacht.“

Das effektivste Kostüm war nach Meinung des Regisseurs eines der einfachsten: Qohen trägt Pyjama. „Ich glaube, ich dachte dabei an Max in WO DIE WILDEN KERLE WOHNEN“, sagt Gilliam. „Das Merkwürdige an dem Pyjama sind die Streifen, wie die Uniform von KZ-Häftlingen. Das war weder geplant noch durchdacht, sondern nur Zufall. Dennoch entsteht dieser Moment, diese Wirkung. Das hat etwas, das mir wahnsinnig gut gefällt; es ist so einfach und dennoch verstörend.“

5D3_8916_700

Frisuren und Make-up

Für Frisuren und Make-up zeichnete Designerin Kirstin Chalmers verantwortlich. Sehr zufrieden war sie unter anderem mit dem Look von Management: „Er sollte sich visuell deutlich von Matt Damons üblichem Erscheinungsbild unterscheiden und den Eindruck eines reservierten, respekteinflößenden und unnahbaren Charakters vermitteln. Also habe ich ihm den Kopf geschoren und ihm einen rein weißen, flachen Look verpasst, außerdem seine Augenbrauen dunkler gefärbt und seine Hautfarbe angepasst. Matt wirkte schließlich fast übernatürlich, sehr eindrucksvoll.“

Auch mit dem Look von Dr. Shrink-Rom hatte Chalmers viel Spaß: „Ich habe ihr eine sehr langweilige, konservative Perücke verpasst und sie so geschminkt wie die Frauen, die ihre Grundierung nicht der Hautfarbe anpassen. Ihr Gesicht war also sehr orange, was aber gar nicht so deutlich wurde, bis sie die Perücke abnimmt und zu rappen beginnt. Das war echt eine verrückte Offenbarung.“ Tilda Swinton erinnert sich an ein letztes i-Tüpfelchen ihrer Aufmachung: „Das Haar, das aus Dr. Shrink-Roms Kinnwarze sprießt, wurde von Terry selbst bereitgestellt — handgepflückt aus seinem eigenen Bart!“

Zu Gilliams Lieblingslooks gehörte der von Joby: „Wir haben ihm ein Toupet aufgesetzt und es aus Spaß nach hinten gedreht. So sah es noch viel besser aus. Wie bei einem Mann, der vor einem Spiegel sitzt und versucht, es richtig hinzukriegen — aber er macht einfach alles wirklich total falsch!“

COC_TT_5111_The_Zero_Hauptplakat_300dpi_700

RB / Quelle: Concorde Film, 24.11.2014