42 Jahre „Das Boot“ – das machen die Stars heute

  

von Redaktion | 25.07.2023

Es gab schon prämierte und gefeierte deutsche (Anti-)Kriegsfilme, bevor 1981 „Das Boot“ in die Kinos kam – etwa „Die Brücke“ von 1959 oder die erste Verfilmung von „Im Westen nichts Neues“ von 1930. In den seitdem vergangenen 42 Jahren sind noch einige weitere dazugekommen, beispielsweise „Stalingrad“ von 1993 oder „Der Hauptmann“ von 2017.

Was allerdings speziell den internationalen Bekanntheitsgrad und den Kult-Faktor anbelangt, kann es bis heute kaum ein Film so wirklich mit dem packenden U-Boot-Klassiker aufnehmen – und das nicht nur, weil er hochkarätig besetzt war. Zu Ehren dieses Untersee-Meisterwerks haben wir einmal nachgeschaut, was die Darsteller des Films danach gemacht haben sowie einige der Personen hinter der Kamera.

1. Die Darsteller in „Das Boot“

Beginnen wollen wir dazu mit den Männern, die diesem Film hauptsächlich seine Gesichter gaben.

Das Boot KInofilm 1981 (c) Constantin FilmBild: Szene aus "Das Boot" (1981) (c) Constantin Film

Kommandant (Jürgen Prochnow)

Jürgen Prochnow war bereits ein erfahrener und erfolgreicher Theater- und Fernsehschauspieler, bevor er zum „Alten“ von U96 wurde.

Allerdings war der Film bei ihm die Initialzündung für eine Karriere jenseits von Deutschland. Schon 1984 spielte er in „Dune“ von David Lynch mit und brachte es seitdem auf rund zwei Dutzend US-Rollen. Lange Zeit lebte er daher in Los Angeles und besitzt die doppelte Staatsangehörigkeit. Mittlerweile allerdings lebt Prochnow mit seiner Familie wieder in Europa.

Nebenbei war und ist Prochnow als Synchronsprecher aktiv. So war er schon in den 1970ern die deutsche Stimme von Sylvester Stallone und wurde es 2019 wieder, nachdem Thomas Danneberg seine Karriere aus gesundheitlichen Gründen beendet hatte.

Erster Wachoffizier (Hubertus Bengsch)

„Das Boot“ war seinerzeit der Beginn vieler erfolgreicher Schauspielerkarrieren – so auch für die von Hubertus Bengsch. Seine Rolle als linien- und vorschriftentreuer Erster Wachoffizier (I. WO) des Boots und somit zweithöchster Rang an Bord machte Bengsch weltbekannt.

Jedoch: Seine Filmografie blieb eher kurz. Zuletzt war er zwischen 1989 und 1992 in 23 Folgen der Serie „Der Landarzt“ zu sehen. Dafür allerdings wurde er dank seiner charakteristischen Stimme zu einem erfolgreichen Synchron- und Off-Sprecher. Unter anderem ist er die Standardbesetzung für Richard Gere und sprach Gil Grissom in „CSI – Den Tätern auf der Spur“.

Leitender Ingenieur (Klaus Wennemann, † 2000)

Klaus Wennemann, der Leitende Ingenieur (LI), war ebenfalls ein Veteran auf Bühnen und vor der Kamera, als er für „Das Boot“ gecastet wurde – und unter anderem Schauspielschulen-Klassenkamerad von Jürgen Prochnow.

Nach dem Film spielte Klaus Wennemann in zahlreichen anderen deutschsprachigen Filmen und Serien mit. Seine Paraderolle dürfte diejenige in „Der Fahnder“ gewesen sein: Zwischen 1983 und 1993 gab Wennemann darin in 91 Folgen den unkonventionellen Kripo-Fahnder Hannes Faber und erhielt dafür sogar einen Grimme-Preis.

Bis zu seinem Tod aufgrund von Lungenkrebs blieb er schauspielerisch aktiv.

Das Boot KInofilm 1981 002 (c) Constantin FilmBild: Szene aus "Das Boot" (1981) (c) Constantin Film

Kriegsberichterstatter (Herbert Grönemeyer)

Als Leutnant Werner wurde der junge Herbert Grönemeyer zum Alter Ego von Lothar-Günther Buchheim, auf dessen Kriegserinnerungen der gesamte Film beruht. Als „Das Boot“ gedreht wurde, war Grönemeyer bereits ein erfolgreiches künstlerisches Multitalent.

Am Theater hatte er ebenso schon gespielt wie in mehreren Filmen. Außerdem hatte er ab 1979 schon gewissen einen Namen als Musiker, war aber der breiten Öffentlichkeit eher als Schauspieler ein Begriff. Nach „Das Boot“ änderte sich das. Durch seine gesteigerte Popularität wurden die folgenden Alben von Grönemeyer deutlich erfolgreicher als die vorangegangenen.

Zwar war der Künstler seitdem immer wieder auf Leinwand und Bildschirm zu sehen, ungleich größer wurde jedoch seine Musikerkarriere. Herbert Grönemeyer kann deshalb durchaus als erfolgreichster Musiker in Deutschland bezeichnet werden. Diesen Erfolg nutzt er zudem seit vielen Jahren für ein umfassendes soziales und politisches Engagement.

Zweiter Wachoffizier (Martin Semmelrogge)

Mit seiner schnarrenden Stimme und zahlreichen spitzen Sprüchen war der Zweite Wachoffizier (II. WO) in „Das Boot“ die Antithese zum Ersten Wachoffizier (I. WO). Er war zudem Dritter in der Befehlskette: Denn ein Leitender Ingenieur (LI) konnte zwar einen höheren Rang haben, hatte aber keine nautische Befähigung und war daher kein direkter Kommandantennachfolger.

Martin Semmelrogge gehörte ebenfalls zu den künstlerischen Veteranen des Casts. Schon Mitte der 1970er war er als Jugendlicher erfolgreicher Sprecher von Hörspielen. In diversen Krimiserien war er zudem häufig als Jugendkrimineller zu sehen.

Auch nach „Das Boot“ ging es nahtlos – und äußerst umtriebig – weiter. Ob Theater, Film, Serie, als Synchron-, Hörspiel- oder Hörbuchsprecher: Martin Semmelrogges beruflicher Werdegang ist sehr umfassend. Seine Kinder Dustin und Joanna schlugen ebenfalls den Weg ins Filmgeschäft ein.

Sein Privatleben war hingegen von weniger Gleichmaß geprägt. Mehrfach kam Semmelrogge wegen verschiedener Delikte mit dem Gesetz in Konflikt, musste zudem in Privatinsolvenz gehen.

Mittlerweile hat er diese turbulenten Zeiten allerdings hinter sich gelassen. Neben seiner weiterhin ungebremsten künstlerischen Tätigkeit ist er aktuell sozial engagiert und macht sich in dieser Eigenschaft gegen Online-Betrug stark. Er hilft dabei, das Thema in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Das wiederum ist neben der genauen Überprüfung der Online-Anbieter ein wichtiger Punkt, um das Bewusstsein für möglichen Betrug zu schärfen.


Obersteuermann Kriechbaum (Bernd Tauber)

Der Obersteuermann war auf U-Booten der wichtigste nautische Dienstgrad und unter anderem der Navigator. Obwohl kein Offizier, fungierte er daher typischerweise als Dritter Wachoffizier (III. WO).

Aufgrund seines Aussehens und Auftretens war Bernd Tauber ursprünglich sogar für die Rolle des Kommandanten vorgesehen. Jedoch befand der junge Mann diese Rolle als zu groß für sich – trotz eines sehr guten Schauspielschulen-Abschlusses und Berufserfahrung samt Bundesfilmpreis. Daher begnügte er sich mit der Rolle des ruhig-professionellen Kriechbaum.

Geschadet hat die Zurückhaltung Bernd Taubers Karriere jedoch definitiv nicht. Er ist ebenfalls seitdem eine feste Größe in der deutschen Film-, Fernseh- und Theaterlandschaft. Daneben schreibt er Songtexte und ist als Teil des Duetts „Die Hausmeister“ aktiv musikalisch unterwegs.

Obermaschinist Johann (Erwin Leder)

Regelrecht ausgemergelt und leichenblass war „Das Gespenst“ Johann in seiner Eigenschaft als Chef der Dieselmotoren in „Das Boot“ einer der optisch herausragendsten Charaktere. Für den Österreicher Erwin Leder war es die erste Leinwandrolle, nachdem er schon seit 1977 im Fernsehen zu sehen war.

Ähnlich wie Martin Semmelrogge war Leder 1993 ebenfalls Teil der Besetzung von „Schindlers Liste“ – ein deutlicher Hinweis darauf, wie stark der U-Boot-Film in der internationalen Filmszene wirkte.

Daneben ist Erwin Leder bis heute ein vielbeschäftigter Schauspieler, der sowohl in Serien als auch Filmen in unterschiedlichste Rollen schlüpft – darunter so Exotisches wie ein Werwolf in „Underworld“ von 2003.

Fähnrich Ullmann (Martin May)

Der Fähnrich zur See ist ein Offizieranwärter. Was die Karriere von Martin May anbelangt, taugt dieser Rang im Film fast schon als überdeutliches Omen für das noch Kommende abseits des Boot-Sets: Schon während der Dreharbeiten nahm er ein Studium in Germanistik und Theaterwissenschaft auf. Unmittelbar nach Drehschluss wurde er zudem zu einer Größe in Fernsehserien und auf Theaterbühnen und blieb es bis heute.

Allerdings ist Martin May nicht nur Darsteller. Er verfasste mehrere Drehbücher, agierte als Regisseur und Produzent und machte sich einen Namen als Sprecher. Überdies war er mehrere Jahre Lang im Vorstand des Bundesverbandes der Film- und Fernsehschauspieler.

Bootsmannsmaat Lamprecht (Uwe Ochsenknecht)

Mit fast 200 Rollen in Filmen und Serien gehört Uwe Ochsenknecht zu den bedeutendsten Darstellern, die in „Das Boot“ mitgespielt haben. Zwar war der Kriegsfilm sein erster Auftritt auf der großen Leinwand, allerdings hatte er schon seit den frühen 1970ern umfassende Fernseherfahrung gesammelt.

Doch, wie bei so vielen anderen, war „Das Boot“ definitiv der große Durchbruch. Es folgten zahlreiche Filme, und jede Menge Hauptrollen. Anfang der 1990er veröffentlichte Ochsenknecht zwei Alben und war zudem mehrfach als Synchronsprecher zu hören.

Einmal mehr ist auch Uwe Ochsenknecht Begründer einer Schauspieler-Dynastie: Seine beiden Söhne Wilson Gonzalez und Jimi Blue sind schon lange keine unbeschriebenen Blätter in Sachen Musik und Schauspiel mehr, während die Tochter Cheyenne Savannah erfolgreich modelt.

Bootsmannsmaat Pilgrim (Jan Fedder, † 2019)

Mit reichlich Pomade nach hinten gekämmte Haare und ein heftiger norddeutscher Dialekt – das machte die Figur des Bootsmannsmaat Pilgrim aus. Jan Fedder wurde damit nicht nur eine wichtige Rolle in „Das Boot“ zuteil, sondern buchstäblich seine Lebensrolle auf den Leib geschneidert.

Ausgebildet im Knabenchor des Hamburger Michel sowie in Ballett und Theater, war Jan Fedder bereits seit seiner Kindheit ein vielfältiger Künstler, bevor er in die Rolle des zotenschwingenden Unteroffiziers schlüpfte. Diese sollte jedoch sein endgültiger Durchbruch sein.

Dadurch wurde er in der Unterhaltungsbranche nicht nur zu der Verkörperung eines Norddeutschen, sondern geradezu ein Aushängeschild für die Polizei: Bis zu seinem Tod wurde Jan Fedder in drei Bundesländern zum Ehrenkommissar ernannt – unter anderem wegen seiner Rolle als Dirk Matthies in mehreren Hundert Folgen „Großstadtrevier“.

Daneben bleibt Jan Fedder Fans der Filme „Werner – Beinhart“ und „Werner – Volles Rooäää!!!“ als Stimme mehrerer gezeichneter Charaktere im Gedächtnis. Nach seinem Krebstod würdigte die Stadt Hamburg ihn durch die Benennung einer bislang namenlosen Promenade in Jan-Fedder-Promenade.

Zentralemaat Frenssen (Ralf Richter)

Der gebürtige Essener Ralf Richter wurde mit einiger Bühnenerfahrung und Auftritten in zwei „Tatort“-Folgen für „Das Boot“ gecastet. Dort füllte er die Rolle des derben Zentralemaats Frenssen mehr als passend aus – und sorgte für eine Charakterisierung, die ihn bis heute nicht loslässt.

Nachdem die filmgewordene Atlantikschlacht Ralf Richter bekannt gemacht hatte, wurde er für Jahrzehnte zur ersten Wahl, wenn die Rolle einen knallharten und/oder prolligen Charakter erforderte – etwas, das Richter nach eigenen Angaben bis heute mag.

Durch die Rolle des Kalle (Grabowski) in „Bang Boom Bang“, „Was nicht passt, wird passend gemacht“ und „Goldene Zeiten“ (die sogenannte „Unna-Trilogie von Ralf Thorwarth) bekam Ralf Richter zudem endgültig in verschiedenen Kreisen den Status eines Kult-Schauspielers.

Insgesamt brachte er es deshalb ebenfalls auf eine sehr umfang- und facettenreiche Filmografie. Mehrfach war er in Musikvideos zu sehen, trat 2002 beim RTL „Promi-Boxen“ an, veröffentlichte eine CD und engagiert sich schon seit vielen Jahren für Analphabeten und Alphabetisierung. Doch ähnlich wie Martin Semmelrogge geriet auch er Ende der 1990er mit dem Gesetz in Konflikt.

Sohn Maxwell trat in „Bang Boom Bang“ in die Fußstapfen des Vaters und ist seitdem ebenfalls aktiver Schauspieler.

Funkmaat Hinrich (Heinz Hoenig)

In „Das Boot“ war Hinrich ein eher schweigsamer Charakter aufgrund seiner Aufgaben an Funk- und Unterwasserhorchgerät. Im echten Leben allerdings ist Heinz Hoenig unübersehbar aufgrund seines hohen und erfolgreichen Outputs.

Nachdem der gelernte Schlosser schon mit einiger Film- und Theatererfahrung zur Boot-Crew gestoßen war, ging es für ihn direkt steil weiter. Er machte sich unter anderem in verschiedenen TV-Mehrteilern von Regisseur Dieter Wedel als Charakterdarsteller einen großen Namen – etwa als Gegenspieler von Mario Adorf in „Der große Bellheim“.

Zirka 150 Auftritte vor der Kamera konnte Heinz Hoenig bis heute verbuchen. Mehrfach war er auch in diesem Jahrtausend auf der Bühne zu sehen – unter anderem als Arktos aus der „Tabaluga“-Reihe von Peter Maffay.

Daneben engagiert Hoenig sich in seiner Initiative „Heinz der Stier“ für traumatisierte Kinder und Jugendliche.

Dieselheizer Ario (Claude-Oliver Rudolph)

Der Steckbrief über Claude-Oliver Rudolphs Karriere ist äußerst umfangreich:

  • Klassen- und Bühnenkamerad von Herbert Grönemeyer in Bochum,

  • Studierter Film-, Regie- und Theaterwissenschaftler, Philosoph, Psychologe und Romanist,

  • Regisseur,

  • Drehbuchautor,

  • Produzent und

  • Schauspielschulen-Dozent.

In einem Großteil der genannten Berufe hatte er schon gearbeitet, bevor er für „Das Boot“ gecastet und dadurch endgültig etabliert wurde.

Schon im Film war das Talent des gebürtigen Frankfurters unübersehbar. Er spielte sich als schnell aus der Haut fahrender Dieselheizer direkt in die Herzen vieler Zuschauer – und nahm damit bereits einige zentrale Punkte seiner schauspielerisch-charakterlichen Bestimmung vorweg. Denn Claude-Oliver Rudolph wurde danach zu einem der bekanntesten deutschen Film-Bösewichter überhaupt.

Diese Charakterisierung brachte ihm 1999 sogar einen filmischen Ritterschlag ein: In „James Bond 007 – Die Welt ist nicht genug“ spielte er die Rolle des Oberst Akakievich. Daneben ist seine markante Stimme immer wieder in Hörbüchern zu vernehmen – unter anderem zusammen mit Ralf Richter in einer Lesung von Wilhelm Busch.

2. Weitere wichtige Personen rund um Film und Vorbild

Einige der wichtigsten Darsteller aus der unmittelbaren Besatzung von U96 wären damit abgearbeitet. Im Film gab es jedoch noch mindestens einen anderen, sehr kultigen Charakter zu sehen. Außerdem ist es durchaus interessant, sich einige der Personen hinter diesem Untersee-Meisterwerk anzusehen.

Kommandant Philipp Thomsen (Otto Sander, † 2013)

Philipp Thomsen bringt es in „Das Boot“ nur auf wenige Minuten Screentime – davon nur einige Sekunden im nüchternen Zustand. Durch seine unnachahmliche Präsenz beim Gelage zu Beginn des Films erreichte Otto Sander jedoch ebenfalls eine hohe Bekanntheit bei einem Millionenpublikum.

Von seinen Wachoffizieren durch die Tür geschleppt, mimte Sander damals einen erfolgreichen, aber durch Stress, Gefahr und Verantwortung nervlich fertigen U-Boot-Kommandanten. Da Thomsen zudem während seines Auftritts diverse „Sprüche“ zum Besten gibt, erarbeitete er sich bei vielen Fans des Films einen regelrechten Kultstatus.

Mit Otto Sander hatte man dafür den perfekten Mann gecastet: Er hatte, mit der Ambition, Regisseur zu werden, schon ab 1962 in München Theater- und Literaturwissenschaften, Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie studiert und zudem Schauspielunterricht genommen.

Bereits Mitte der 60er stand Sander auf Bühnen – wo er über weite Teile seiner Karriere blieb. Der erste Auftritt vor der Kamera erfolgte 1968. 11 Jahre später war er in „Die Blechtrommel“ zu sehen. Insgesamt hatte er schon mehr als ein Dutzend Film- und Fernsehrollen gespielt, bevor „Das Boot“ gedreht wurde – danach wurde es noch ein Vielfaches mehr.

Kaum weniger aktiv war Otto Sander am Mikrofon. Aufgrund seiner intensiven Stimme wurde er immer wieder als Erzähler, Off- sowie Hörspiel- und Hörbuchsprecher gebucht und mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. Er starb 2013 an Speiseröhrenkrebs.

Heinrich Lehmann-Willenbrock, † 1986

Einer muss Vorbild sein. Für die Rolle des „Alten“ war es der Bremer Heinrich Lehmann-Willenbrock. Er war im Zweiten Weltkrieg U-Boot-Kommandant, trug die „weiße Mütze“ auf U96 für acht Feindfahrten – bevor er aufgrund seiner Verdienste zum Chef einer U-Boot-Flottille im besetzen Brest gemacht wurde.

Als die französische Stadt 1944 von den Amerikanern eingekesselt wurde, wurde Lehmann-Willenbrock ein letztes Mal U-Boot-Kommandant, indem er ein notdürftig repariertes Boot, das mangels Ersatzteile zum Verschrotten in Brest lag, bis nach Norwegen führte. Nachdem er dort ebenfalls eine U-Flottille kommandiert hatte, war er bis Mai 1946 britischer Kriegsgefangener.

Damit allerdings endete nicht die Geschichte dieses Seemanns. Nach seiner Freilassung zog es ihn direkt wieder aufs Wasser. Erst bei der Schiffsbergung im Rhein, danach als Kapitän auf Handelsschiffen, oft vor Südamerika.

1969 schließlich wurde dem erfahrenen Seefahrer eine finale Ehre zuteil: Bis 1974 war er Kapitän der „Otto Hahn“ – das bis heute einzige deutsche Schiff mit Atomantrieb. Damals war es ein Forschungsschiff, das durch eine Zweiverwendung als Frachter seine Kosten etwas decken sollte.

Lothar-Günther Buchheim, † 2007

Das Buch „Das Boot“ wurde 1973 zwar explizit als Roman veröffentlicht. Tatsächlich basiert es jedoch zum allergrößten Teil auf realen Begebenheiten, die der damalige Kriegsberichterstatter Lothar-Günther Buchheim unter anderem auf den U-Booten U96 und U309 erlebte.

Auch Buchheim war ein äußerst facettenreicher, multitalentierter Charakter. Schon als Kind malte er und fertigte Linolschnitte an. Als der Krieg begann, hatte er bereits sein erstes Buch in Form eines Reiseberichts über eine Faltbootfahrt über die Donau veröffentlicht. Als Student der Bildenden Künste in Dresden und München trat er 1940 in die Kriegsmarine ein, wo man ihn als Kriegsberichterstatter und Maler auf verschiedenen Schiffen und U-Booten einsetzte.

Nach dem Krieg widmete er sich hauptsächlich der Kunst und dem Schreiben von Büchern. Er ließ sich in Feldafing nieder, verfasste Werke über diverse Maler, gründete einen Kunstbuchverlag und trug nebenbei eine immer größere Zahl von expressionistischen Gemälden zusammen.

Nachdem er „Das Boot“ geschrieben hatte, wurde er ebenso für die Verfilmung rekrutiert und fertigte sogar ein Drehbuch an. Doch obwohl Buch und Film enormes Interesse an seinen Kriegserinnerungen hervorriefen, ließ Buchheim dieses Thema zunächst ruhen.

Erst 1995 veröffentlichte er mit „Die Festung“ ein Mammutwerk, dessen Handlung an diejenige von „Das Boot“ unmittelbar anknüpft – wobei U96 darin zu Romanbeginn nicht versenkt wird. Im Jahr 2000 erschien schließlich mit „Der Abschied“ der Reisebericht des letzten Zusammentreffens von Buchheim und Lehmann-Willenbrock auf der „Otto Hahn“ im Zuge einer Fahrt ins südafrikanische Durban.

2001 schaffte es Buchheim, nachdem er 30 Jahre lang unter anderem um den Standort gekämpft hatte, sein „Museum der Phantasie“ (auch bekannt als „Buchheim-Museum“) am Ufer des Starnberger Sees zu eröffnen. Es stellt heute eine der exklusivsten öffentlich zugänglichen Sammlungen von expressionistischen Werken dar.

3. Fazit

Einigen Special Effects des Films sieht man ihr Alter unzweifelhaft an. Davon abgesehen ist Das Boot jedoch selbst 42 Jahre nach seiner Premiere immer noch einer der mit Abstand intensivsten, packendsten und realistischsten Kriegsfilme im Allgemeinen und U-Boot-Filme im Besonderen. Definitiv immer wieder einen Heimkinoabend wert – erst recht in der umfassenden, gut fünfstündigen Serienversion.