Die Unzertrennlichen – Eine Serie, die dem Film neue Facetten abgewinnt (Serienkritik)

  

von Peter Osteried 23.04.2023

Das psychologische Horror-Drama „Die Unzertrennlichen“ ist seit dem 21. April bei Prime Video zu sehen. Hier ist unsere Kritik zur Serie mit Rachel Weisz.

die unzertrennlichen Key Art Prime VideoBild: "Die Unzertrennlichen" (OT: "Dead Ringers") (c) Amazon Studios

Als es hieß, dass David Cronenbergs Film „Die Unzertrennlichen“ aus dem Jahr 1988, der den 1971 veröffentlichten Roman „Twins“ adaptierte, als Serie neu verfilmt werden sollte, schrillten bei nicht Wenigen die Alarmglocken. Umso mehr, als bekannt wurde, dass die Neuauflage mit einem Genderswapping daherkommt. Wurden Beverly und Elliot Mantle im Film noch von Jeremy Irons gespielt, kommt nun Rachel Weisz zum Zug. Man hätte nicht zweifeln sollen – die Serie ist großartig.

Die Unzertrennlichen – Zur Handlung

Beverly und Elliot Mantle sind Ärztinnen, auf Geburtenhilfe spezialisiert und träumen davon, ein neues Geburtencenter in Manhattan zu eröffnen, das medizinisch revolutionär sein wird – und sie sind Zwillinge. Aber sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Elliot ist die extrovertierte, die laute, die manchmal auch gemeine, Beverly die Stille, Schüchterne, Unscheinbare. Sie beide leben in perfekte Symbiose. Elliot braucht die Bewunderung der Schwester, da nur sie ihre eigene Unsicherheit übertüncht. Doch alles beginnt sich zu ändern, obwohl sie seit über 40 Jahren zusammenleben.

Denn Beverly lernt eine Schauspielerin kennen und lieben. Ihr offenbart sich damit eine andere Option. Eine, die heißen würde, aus dem unzertrennlichen Band, das sie mit Elliot verbindet, auszureißen …

Die Unzertrennlichen – Eine Kritik

Die Serie wurde von Alice Birch entwickelt, die 2016 mit ihrem Drehbuch für „Lady Macbeth“ für Furore sorgte, aber auch mit der Miniserie „Normal People“ ihr außergewöhnliches Gespür für psychologisch versierte Geschichten zeigte. Ihr ist das Kunststück gelungen, Cronenbergs Film zu nehmen und auf den Themen, die dort bereits existieren, aufzubauen. Das Geschlecht der Mantle-Zwillinge zu ändern, ist dabei der Schlüssel, weil sich die Perspektive völlig verändert.

die unzertrennlichen Szene 002 TV-Serie Prime VideoBild: "Die Unzertrennlichen" (OT: "Dead Ringers") (c) Amazon Studios

Im Film sind es Männer, die mit Faszination, aber auch etwas Ekel auf das Wunder der Geburt blicken, und in ihrem Tun seltsam losgelöst von dem sind, was eigentlich ihre Profession darstellt. In der Serie sind es Frauen, von denen eine ein Kind will, es aber nicht klappt. Sie hat damit eine persönliche Motivation für ihr Tun. Das macht die Geschichte dringlicher, intensiver, einnehmender.

Stilistisch folgt die Serie dem Film – sie strahlt eine gewisse Kühle und Distanz aus. Inhaltlich denkt sie fort, was Cronenberg begann und blickt auf eine Ko-Abhängigkeit in moderner Zeit. Sie stellt aber auch die Frage nach der Moral, wenn die extrovertierte Elliot Liebhaber aufreißt, die sie dann an die introvertierte Beverly übergibt, die selbst nicht in der Lage ist, den ersten Schritt zu tun. Es ist eine perfide-verquere „Das doppelte Lottchen“-Situation, die auch auf das Machtgefälle in der Beziehung der Mantle-Zwillinge eingeht.

All das lebt von Rachel Weisz, die beide Rollen spielt, und dabei so sehr brilliert, dass man erkennt, welchen Zwilling man vor sich hat. Sie legt beide Figuren sehr eigen an. Für den Zuschauer ist es wirklich so, als würde er zwei unterschiedliche Menschen sehen.

Fazit

Eine vielschichtige Adaption, der es gelingt, dem filmischen Original ebenbürtig zu sein, vielleicht sogar, es zu übertreffen. Rachel Weisz liefert eine Jahrhundertdarstellung ab. Man wäre sehr verwundert, wenn es dafür nächstes Jahr nicht den Emmy und Golden Globe Award geben würde.

Bewertung: 5/5*****

die unzertrennlichen Szene TV-Serie Prime VideoBild: "Die Unzertrennlichen" (OT: "Dead Ringers") (c) Amazon Studios