Planet der Affen 3: Survival Filmkritik — Im wahrsten Sinne des Wortes

  

Im Original heißt der dritte Teil der „Planet der Affen“-Reihe „War For The Planet Of The Apes“. Ein Name, welcher dem Werk ausnahmsweise weniger gerecht wird als die deutschsprachige Neukonstruktion des Titels: „Survival“. Eine passende Untermalung für einen Streifen, der düster wie nie zuvor und mit der emotionalen Tiefe eines gut durchdachten Kriegsdramas zum krönenden Abschluss einer vorläufigen Trilogie aufsteigt. Nicht hübsch, dafür überaus mutig.

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Schluss mit lustig

Durch die Ereignisse der vorangegangenen Teile hat Caesar (Andi Serkis), Anführer der Affen und Hauptfigur dieser Geschichte, seinen Humor verloren. Die Welt ist ein ernster Ort, an welchem das Überleben zählt und ein verschenktes Vertrauen diesen Leitsatz zunichte machen kann. Mit solch einer Einstellung lebt er in diesen Tagen, stets bereit, absolut alles zu tun um sein Volk zu beschützen. Dieser aufgewühlte, von Leid zerfressene Charakter wird durch Zuhilfenahme neuester Motion-Capture-Methoden brillant von Andi Serkis („King Kong“, „Am Ende eines viel zu kurzen Tages“) dargestellt.

Die Mimik des Primaten arbeitet über die gesamte Palette der Emotionen und drückt diese in einer Art aus, die keine Maschine dieser Zeit so perfekt, minimalistisch und detailverliebt darstellen könnte. Dafür ist die Fähigkeit eines besonders talentierten und erfahrenen Schauspielers von Nöten. Eine Jobbeschreibung, die Serkis zur Gänze füllen konnte.

Ihm gegenüber ein kaum weniger beeindruckender Woody Harrelson („True Detective“, „No Country For Old Men“, „Zombieland“), der als Kontrahent von Caesar eine perfide Mischung aus dreckigem, boshaftem Schwein und trauriger, empathisch ergreifender Seele verkörpert. Der Colonel ist der Gegenpol zur einstigen Güte des haarigen Anführers, die nach einer nächtlichen Attacke auf eines seiner Lager ein absolutes Ende findet. Widersacher, die sich nicht nur gefunden haben, sondern im Kontext auch ergänzen.

Abgesehen von einem unnötig eingefügten und leicht deplatziert wirkenden Buddy-Charakter, der keinerlei Mehrwert für die Geschichte bietet und diese gewissermaßen sogar leicht durchlöchert, gibt es an keiner Figur in „Planet Der Affen 3: Survival“ etwas auszusetzen. Weder an den gezeigten Leistungen der Schauspieler — ungetrennt durch die Tatsache, ob dabei ein lustiger, grüner Anzug getragen wurde oder nicht -, noch durch die Figur an sich und wie diese durch den Regisseur dargestellt und vor allem von Drehbuchautor Mark Bomback („Legends“, „Die Bestimmung - Insurgent“) vorgegeben wurde.

Ape-Pocalypse Now

Regisseur Matt Reeves („Cloverfield“, Let Me In“) zeichnet mit „Survival“ ein äußerst düsteres Gemälde, welches selbst die dunklen Farben aus „Planet der Affen: Revolution“ bunt und beinahe fröhlich wirken lässt. Fast durchgängig wird nun ein hartes Szenario auf die Leinwand geworfen, mehr knallhartes Kriegsdrama als Sci-Fi-Abenteuer — eher bodenständige Angst und Trauer als unlogische Verhaltensmuster und fehlgeleitete Entscheidungen in der Erzählkunst.

Reeves setzt ebenso auf echte Landschaften beim Dreh wie echte Gefühle und Wendungen, welche auf eben diesen beruhen. Sowohl bei der Wahl seines Grundtons als auch in der Umsetzung der Figuren. Dabei entsteht etwas, das mit beiden Füßen auf dem Boden steht. Ein Werk, welches in großen Schritten neue Wege einschlägt und mit erschreckender Geschwindigkeit das Publikum für sich einnehmen dürfte. Ein Mut zu einer neuen Richtung, der sich nicht nur auszahlen sollte, sondern quasi muss.

Und vor allem ein Mut zur Hässlichkeit, die wenige Produktionen, die auf solch teure Technik angewiesen und mit einem solch hohen Budget versehen wurden, vorweisen können. Verständlich wen in jemandem der Wunsch schläft, dass sein Werk so glamourös und hübsch wie nur möglich präsentiert werden kann. Doch was nützt all diese Arbeit, all diese Kosten, wenn der visuelle Faktor nicht mit der Geschichte konform geht?

Im dritten Teil der „Planet der Affen“-Trilogie ist von Eitelkeit keine Spur. Die Bilder sind genauso hart, dreckig und ungeschönt, wie die leidenden Figuren, das Abschlachten auf beiden Seiten und der brutale und eiskalte Kampf um das nackte Überleben. Verzweifelte Menschen gegen rachsüchtige und gequälte Affen: kein schöner Anblick. Die Grausamkeit eines solchen Szenarios wird nicht getarnt und auch nicht versteckt. Wir reden hier zwar nicht von einem Horror-Kunstwerk für Volljährige, nichtdestoweniger von packender emotionaler Härte und schwerer Kost für empathische Menschen.

Ungezwungen

Matt Reeves nimmt sich heraus, sein Werk von den Erwartungen der Fangemeinde, des gemeinen Kinogängers und auch dem prominenten Vorbild, der originalen Filmreihe, loszulösen. 20th Century Fox und er haben etwas auf die Beine gestellt, dass sich ungezwungen und keinerlei Verpflichtungen bewusst der Ironie hingibt. Das gilt für mehrere Bereiche, insbesondere jedoch dem Ende, welches erstens anders kommt und zweitens als erwartet.

Keine Frage, dass wir hier nicht einmal auf den Krümel eines Details eingehen werden, seit jedoch versichert, dass der Plot nicht nur am Anfang und in der Mitte Hand in Hand mit der brachialen Action und dem düsteren Farbton über die verseuchten Massengräber huscht, sondern ebenfalls beim bitterböse Ende. Hier wird weder visuell noch auf Gefühlsebene gekleckert.

Gleichsam ignoriert „Survival“ die Ablehnung großer Kinomassen gegenüber Untertiteln. Die wenigsten Affen in Caesars Volk können sprechen, da auf ihnen jedoch der Fokus der gesamten Geschichte ruht, wird sich viel mit Gestik und Mimik verständigt. Damit der Zuschauer noch mitkommt gibt es eben, richtig geraten, Untertitel. Das Ergebnis ist ein großer Batzen Authentizität — die Belohnung für solch eine konsequente und beeindruckende Entscheidung. Nichtsdestoweniger auch ein Faktor, der manch einem Kinofreund sauer aufstoßen könnte.

Fazit

„Planet der Affen 3: Survival“ ist ein düsterer, harter Anti-Kriegs-Film. Ein konsequenter Abschluss, der die Türen für zukünftige Projekte offen lässt, ohne je den Fokus auf einen solchen Weg zu richten. Es gibt beim besten Willen keine negativen Punkte an diesem Werk, die einer Erwähnung in diesem Fazit überhaupt wert währen. Absolute Anschauempfehlung für jeden, der/die bereits die beiden Vorgänger gesehen hat und mochte.

Ich nehme mir hier die berufliche Freiheit, jeden Bereich dieses Film zu loben, wohl wissend, dass dieser nicht jedem gefallen dürfte oder überhaupt kann. Es gibt ein klares Zielpublikum und ob ihr zu diesem Kreis von Leuten gehört merkt ihr ganz leicht daran, ob euch die oben genannten Aufzählungen gefallen oder eben nicht. Auch wenn sich „Survival“ deutlich von seinen Vorgängern unterscheidet, ist er verfügt er über keinen gänzlich neuer Ansatz und hat immer noch deutlich wiedererkennbare Grundzüge.

Bewertung: 5/5*****

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 11.07.2017