Shining Girls – Nicht wer, sondern wie und warum (Serienkritik)

  

von Peter Osteried | 02.05.2022

Die Mystery-Serie „Shining Girls“ läuft seit dem 29. April bei Apple TV+. Hier ist unsere Kritik zur Serie mit Elisabeth Moss.

Shining Girls TV Serie Szene 001 Apple TVBild: Szene aus der Serie "Shining Girls" (c) Apple

Die neue Miniserie „Shining Girls“ auf Basis eines Romans von Lauren Beukes ist mit drei Folgen gestartet – jede Woche gibt es eine weitere, acht werden es insgesamt. Der Auftakt mag langsam erscheinen, aber der Zuschauer wird sofort mit einer immensen Informationsflut überwältigt. Das muss man erst mal einordnen. Denn dies ist kein Who-done-it?, sondern befasst sich mit der Frage nach dem Wie und Warum. Der Killer ist bekannt, die Taten zeigen sich erst im Verlauf der Handlung, geradeso, als würde man die Geschichte von hinten aufzäumen.

Shining Girls – Zur Handlung

Kirby (Elisabeth Moss) ist vor sechs Jahren gerade so mit dem Leben davongekommen, als ein Mann sie richtiggehend aufgeschlitzt hat. Die bei der Chicago Sun-Times als Archivar arbeitende Frau wird hellhörig, als eine vermisste Frau tot aufgefunden wird und die Beschreibung der Wunden an ihre eigenen erinnert. Zusammen mit dem Reporter Dan (Wagner Moura) macht sie sich daran, der Sache auf den Grund zu gehen.

Schon bald wird klar. Die andere Frau und sie waren nicht die einzigen Opfer des Killers. Er treibt seit Jahrzehnten sein Unwesen – und Dinge der Zukunft finden sich auf Beweisfotos aus dem Jahr 1972 wieder!

Shining Girls TV Serie Szene 002 Apple TVBild: Szene aus der Serie "Shining Girls" (c) Apple

Shining Girls – Eine Kritik

Von der ersten Minute an entwickelt die Serie eine unangenehme Atmosphäre. Wie Jamie Bells Figur im Jahr 1964 mit dem Mädchen und von der Wiederholung dieses Moments, aber auch der Zukunft spricht, ist klar, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. „Shining Girls“ ist ein Mordmysterium, aber eines, das mit den Elementen der Zeitreise spielt – oder zumindest mit etwas hinreichend Ähnlichem. Denn Bells Figur sieht immer gleich aus, auch in der Haupthandlung im Jahr 1992. Und er hat Kenntnisse über Situationen und Ereignisse, die sie erst noch entfalten.

Die Umstände ändern sich immer wieder. Der Schmetterlingseffekt ist im Einsatz. Handlungen der Vergangenheit, die man als Zuschauer nicht mitbekommt, verändern die Gegenwart. So wohnt Kirby plötzlich in einer anderen Wohnung, will nicht mehr wegziehen und ist sogar verheiratet. Oder ihre Frisur ändert sich von einem Moment zum anderen. Auch ein gutes Beispiel: In der zweiten Folge liest Bell die Zeitung. Er setzt sich mit einer braunen Tasse hin, als er die Tasse wieder anhebt, ist sie weiß. Es sind subtile und offensichtliche Veränderungen, die zur Essenz der Serie gehören.

Ebenso wie der Umstand, dass das Geschehen nicht chronologisch ist. Man sieht Ereignisse, bei denen man dann merkt, dass sie einen Tag früher spielen bzw. vor einer bestimmten Szene. Aber beide Szenen korrelieren dann auch miteinander. Die lineare Struktur von „Shining Girls“ ist zersplittert – alles passiert zeitgleich, und darum kann man auch den Mord an einer Frau sehen, die dann wieder lebendig ist. Weil man als Zuschauer nie ganz sicher sein kann, wann man sich gerade befindet.

Fazit

Eine faszinierende und sehr originelle Geschichte, die sofort offenbart, wer der Mörder ist, nicht jedoch, wieso er tut, was er tut, und was es mit dieser Geschichte ultimativ auf sich hat. So etwas kann stark nach hinten losgehen, nach drei Folgen präsentiert sich „Shining Girls“ aber als originelle, intelligente und spannende Unterhaltung.

Bewertung: 5/5*****

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Shining Girls TV Serie Apple TV

Bild: "Shining Girls" (c) Apple