Star Wars 9: Der Aufstieg Skywalkers Filmkritik ohne Spoiler

  

Da ist er also, der Abschluss der mittlerweile sogenannten Skywalker-Saga, die vor über vierzig Jahren mit „Krieg der Sterne“ ihren Anfang nahm. Dass es in diese Richtung gehen würde, hätte sich wohl niemand zu träumen gewagt, doch hier sind wir nun, Star Wars in der Hand von Disney und dieses Mal unter der Regie von J.J. Abrams. Was diese Umstände für Fans bedeuten? Vor allen Dingen Zwiespältigkeit.

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Halb und halb

Um es schnell auf den Punkt zu bringen, der neue Star Wars ist ein schwieriges Kind. Zwar unterhält „Der Aufstieg Skywalkers“ gut und beeindruckt natürlich vor allem auf visueller Ebene, doch ist er gleichzeitig ein Produkt von zu wenig Zeit und einer zweifelhaften Einstellung über die eingeschlagene Richtung. Manche nennen es Fanservice, andere Nostalgie und manch einer spricht von purer Einfallslosigkeit.

Solche Ansichtssachen beiseite geschoben und lediglich auf die Qualität der Handlung beschränkt, stimmt das Bild noch deutlich weniger. Es gibt große Logiklücken, sowohl innerhalb dieses Teils als auch mit Sicht auf die vorangegeangenen Filme. Einige Schlüsselmomente und Wendungen enstehen scheinbar aus dünner Luft, wirken wie an den Haaren herbeigezogen. Natürlich kann man sich diese Szenen schönreden und krude Erklärungen finden, aber warum sollte man?

„Der Aufstieg Skywalkers“ ist ein Cluster aus Zufällen und glücklichen Ereignissen für die Hauptfiguren, der sich keine Gedanken über die bisher dargestellten Gegebenheiten macht und gleichzeitig Probleme damit hat, dem direkten Vorgänger nicht im Dauertakt zu widersprechen. In diesem Fall liegt der Fehler jedoch nur bedingt bei Regisseur J.J. Abrams.

Es sind gerade die storyrelevanten Entscheidungen in Episode VIII, unter Rian Johnson, die nun dazu geführt haben, dass „Der Aufstieg Skywalkers“ so inkonsistent wirkt. Schließlich präsentiert sich Episode IX, als hätte es einige Schlüsselmomente in Johnsons Werk nie gegeben. Als wäre dieser neue Film die Fortsetzung zu einer Version von „Die letzten Jedi“ bei der Abrams Regie geführt und das Drehbuch mit verfasst hat.

Im Zusammenhang mit anderen Werken, die laut Disney noch immer zum Kanon des SW-Universums gehören, wird es sogar noch problematischer, da Episode IX Darstellungen aus diesen Quellen teilweise widerspricht. Dies sind wenige Momente, und doch solche, die sich für jeden, der etwas mehr in der Materie drin ist, nur schwer verdauen lassen.

Hinzu kommt der starke Versuch, der schon in „Das Erwachen der Macht“ überaus präsent war, nämlich der Wunsch die Nostalgie der Fans mit allerlei bekannten Figuren und Anspielungen zu kitzeln. Jedoch auf Kosten der Logik und dem nötigen Fokus auf die Ausarbeitung der Charaktere. Und im Finale wird es dann wirklich schlimm, wenn alle Fäden zusammenlaufen und in einem wahrlich unterirdischen und auch teilweise recht unsinnigen Ende verfeuert werden.

Inhaltlich lässt „Der Aufstieg Skywalkers“ also an vielen Ecken und Enden zu wünschen übrig, doch macht das den Film nicht zu einem durchweg schlechten Werk. Es ist lediglich enttäuschend in Hinsicht auf die Möglichkeiten, die verschenkt wurden, und der mehr als auffälligen Faulheit, die beim Schreiben der Geschichte und dem gewählten Erzählstil an den Tag gelegt wurde.

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Trotzdem Star Wars

Es gibt aber auch allerlei Positives über dieses Projekt zu sagen. So dürfen Fans, die dem erwähnten Spiel mit der Nostalgie nur Gutes abgewinnen können, sich über reichlich Anspielungen auf die klassische Trilogie freuen, über Auftritte von alten Bekannten, von denen wir nicht mehr zu hoffen gewagt haben, sie noch einmal zu sehen, und auf einige wirklich fantastisch inszenierte Momente, die echtes SW-Feeling aufkommen lassen.

Hinzu kommt, dass die Chemie zwischen Adam Driver und Daisy Ridley in diesem Abschluss einfach nur als hervorragend bezeichnet werden kann. Die zwei Darsteller arbeiten erstklassig miteinander zusammen, tragen quasi den kompletten Film auf ihren Schultern und machen ihn dank ihrem Zusammenspiel äußerst interessant. Untermalt durch das besondere Band, das ihre Charaktere in Episode IX verbindet, sind es diese beiden, die einen Kinobesuch lohnend machen.

Gerade Adam Driver darf separat davon noch einmal gelobt werden, denn er gibt sich in diesem Film sichtbar mehr Mühe als alle anderen, spielt mit Herzblut und auf gehobenen Niveau, wodurch der Werdegang seiner Figur, so ungenügend dieser im Drehbuch auch ausgearbeitet wurde, einigermaßen verständlich und akzeptabel wahrgenommen werden kann.

Die restlichen Darsteller in diesem Werk sind natürlich ebenfalls gut dabei und es gibt eigentlich zu keinem Zeitpunkt die Möglichkeit, ihre Arbeit negativ zu kritisieren. Wirklich positiv auffallen tun sie jedoch nur selten. Die verschiedenen Kreaturen und Aliens einmal ausgenommen, die nicht nur erstklassig entworfen und dargestellt wurden, sondern zusätzlich perfekt in das Star-Wars-Universum passen.

Generell ist „Der Aufstieg Skywalkers“ ein visueller Augenschmaus, der bestenfalls auf der großen Leinwand genossen werden sollte. Die Raumschlachten, Laserschwertduelle in gefährlichem Terrain und actiongeladenen Verfolgungsjagden strotzen nur so vor Liebe zum Detail und bombastischen Einfällen, die auf einem kleinen Fernseher nicht ordentlich zur Geltung kommen.

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Fazit

In Sachen Handlung ist „Der Aufstieg Skywalkers“ wirklich nicht der Rede wert. Eine Ansammlung an Zufällen und glücklichen Wendungen, die nicht ausreichend erklärt werden und mit Blick auf die Vorgänger wenig Sinn ergeben, führen zu einem äußerst unbefriedigenden Ende. Trotzdem kann der Film von der ersten bis zur letzten Minute unterhalten, sofern man sein Gehirn in den Popcornkino-Modus geschaltet hat. Einige Szenen haben wirklich gute und visuell beeindruckende Einfälle und leben von dem wundervollen Zusammenspiel aus Daisy Ridley und Adam Driver.

Bewertung: 3/5***

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 18.12.2019