Zack Snyder’s Justice League – Epischer Bombast

  

von Peter Osteried | 17.03.2021

Der vierstündige Film „Zack Snyder’s Justice League“ ist ab dem 18. März bei Sky zu sehen. Hier unsere Kritik zum Superhelden-Spektakel.

Sky programmtipp März 1

Als JUSTICE LEAGUE im Jahr 2017 in die Kinos kam, waren Publikum und Kritik alles andere als überwältigt. Der Film stellte aber auch eine Bastard-Version dessen dar, was Regisseur Zack Snyder eigentlich wollte. Der hatte sich wegen einer familiären Tragödie nach dem Großteil der Dreharbeiten vom Projekt zurückgezogen und Joss Whedon übernahm. Er schrieb das Skript gewaltig um, folgte wohl auch dem Wunsch von Warner Bros., den Film leichter zu machen und präsentierte einen Streifen, der alles andere als Wellen schlug. Schon kurz danach begannen die Rufe nach dem Snyder-Cut, die fast fertige Fassung von Zack Snyder, den Warner aber nicht veröffentlichen wollte. Erst HBOMax zeigte letztes Jahr daran Interesse und investierte noch einmal 30 Millionen Dollar – für ein paar Nachdrehs und die Endfertigung einiger Effekte. Das Ergebnis liegt nun vor: 242 Minuten lang und im für große Hollywood-Produktionen ungewöhnlichem 4:3-Format.

Zack Snyder’s Justice League – Zur Handlung

Batman versucht, Superhelden für ein Team zu rekrutieren, von dem er weiß, dass es die letzte Chance der Menschheit ist. Ein außerirdischer Invasor naht. Tatsächlich ist er schon auf der Erde, wie die Amazonen zu erst feststellen müssen. Steppenwolf hat es auf die drei Motherboxes abgesehen, die miteinander synchronisiert die Welt vernichten können und fruchtbaren Boten für den intergalaktischen Tyrannen Darkseid zurücklassen.

Während das Team sich langsam zusammenfindet, wird immer klarer, dass sie alleine gegen Steppenwolf und seine Horden keine Chance haben. Es gibt nur einen, der einen Sieg garantieren kann – doch Superman ist tot.

Szenebild aus Zack Snyder''s Justice League © 2021 WarnerMedia Direct, LLC. All Rights Reserved.

Zack Snyder’s Justice League – Eine Kritik

Von Zack Snyders Version blieben in Joss Whedons Kinofassung nur etwa 20 Prozent übrig, von Whedon ist in ZACK SNYDER’S JUSTICE LEAGUE gar nichts enthalten. Tatsächlich kann man hier nicht von einem Director’s Cut oder ähnlichem sprechen, vielmehr ist das Ganze eine Restoration dessen, was Snyder von Anfang an beabsichtigt hatte. Der Vergleich zwischen beiden Fassungen ist darum müßig, aus einer der größten Katastrophen des Superhelden-Kinos der letzten 20 Jahre ist nun jedoch ein bombastischer, wenn auch etwas fahriger Film geworden, der zum Bersten mit Ideen bestückt ist, viele aber nur anschneidet oder gar nicht erst Interesse daran zeigt, sie auszuformulieren.

So gibt es hier eine schöne Sequenz, in der Barry Allen, der sich gerade in einem Laden vorstellt, losspurtet, um Iris Allen, die er gerade erst getroffen hat, vor einem tödlichen Autounfall zu bewahren. Hier wird eine Romanze versprochen, für die der Film sich nie wieder interessiert. Dies ist ein Element, das im Grunde für den eigenen FLASH-Film vorbereitet wurde.

Snyder Cut Justice League Szenebild 2

Auch in anderer Hinsicht hat der Film viel zu bieten. Traten in der Kinofassung alle Figuren außer Batman und Wonder Woman stark in den Hintergrund, so ist die Vier-Stunden-Version ein Ensemble-Stück, das allen Figuren Raum zum atmen lässt. Zudem ist der Film mit Mythologie aufgeladen. Nicht nur, was die an DER HERR DER RINGE erinnernde Sequenz vor 5.000 Jahren mit der Allianz, die sich gegen Darkseid stellt, betrifft, sondern auch mit den komplexen Hintergründen. Denn Snyder sah diesen Film als das dritte Kapitel einer auf fünf Filme angelegten Saga an, beginnend mit MAN OF STEEL und BATMAN V SUPERMAN – DAWN OF JUSTICE. Ein zweiter JUSTICE LEAGUE und ein weiterer MAN OF STEEL hätten die Geschichte dann abschließen sollen.

Er nimmt sich die Zeit, die Bedeutung der Motherboxes zu erläutern, aber auch die persönlichen Geschichten der Figuren – hier vor allem Cyborg, der im Kinofilm praktisch kaum noch stattfindet – zu erzählen und mit dem großen Ganzen zu vermengen. Bisweilen verfällt der Film in starke Exposition – das ist ein Makel. Dann wiederum ergeht er sich in dynamischen und kinetischen Action-Sequenzen, die manchmal gar ein wenig zu viel des Guten sind. Mit einem Vier-Stunden-Bombardement reizt Snyder die Sinne des Zuschauers. Dies ist eine epische Länge, die kein Superheldenfilm je erreicht hat, und selbst andere Filme kommen selten auf eine derartige Laufzeit.

Der Film ist entsprechend etwas fragmentiert. Weil er eigentlich nur den Mittelteil eines Fünfteilers darstellt. Der Plot ist derselbe wie bei der Kinofassung, im Grunde auch derselbe wie bei praktisch jedem AVENGERS-Film. Plot ist bei dieser Art von Film nicht das Hauptaugenmerk. Er ist in der Regel nur ein Katalysator für Dramatik.

Wo die Kinoversion mit dem Sieg gegen Steppenwolf endete, fixt ZACK SNYDER’S JUSTICE LEAGUE den Zuschauer mit dem, was noch hätte kommen sollen, an. Es gibt ein Ende, aber kein definitives, die Fortsetzung war während der Produktion bereits ausgemachte Sache – und eine Szene des Epilogs, die Snyder letztes Jahr neu für diese Fassung gedreht hat, zementiert das umso drastischer. Es ist eine Szene in der Welt der Knightmare-Vision, die Bruce Wayne in BATMAN V SUPERMAN – DAWN OF JUSTICE hatte, in der Superman über eine tote Erde herrscht, und es ist die Szene, auf die Fans von Jared Leto die ganze Zeit gewartet haben, hat Snyder mit ihm doch auch den Clown Prince of Crime in die Endzeitversion des DC-Universums eingebracht.

Der größte Wermutstropfen dieses Films ist die Tatsache, dass es keine Fortsetzung geben wird. Zack Snyder sagte schon, dass er keinen weiteren DC-Film machen wird, und Warner Bros. sieht diese Version auch als einmalige Angelegenheit an. Die Kinofassung ist das, was in Hinblick auf das filmische DC-Universum Kanon ist. Was bleibt, ist das Träumen davon, wie die Geschichte im nächsten Teil weitergegangen wäre.

Fazit

ZACK SNYDER’S JUSTICE LEAGUE ist das Kunststück, aus einer filmischen Katastrophe einen packenden Film zu machen. Ein Meisterwerk mag er nicht sein, aber er ist bis zum Bersten mit faszinierenden Ideen angefüllt, düster in seiner Ausrichtung, mit wenigen, vor allem von Barry Allen getragenen Anflügen von Humor und einer Präsentation, die BATMAN V SUPERMAN – DAWN OF JUSTICE im Vergleich fast schon bescheiden erscheinen lässt.

Bewertung: 4/5****

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