Der Herr der Ringe: Alle Filme und Serien im Überblick

  

von Heiner Gumprecht | 16.03.2021

Der Herr der Ringe (im Original: The Lord of the Rings) ist einer der kommerziell erfolgreichsten Romane des 20. Jahrhunderts, ein Klassiker der Fantasy-Literatur und ein grundlegendes Werk der High Fantasy. Sein Schöpfer, der britische Schriftsteller John Ronald Reuel Tolkien, hielt seine Bücher, die eine komplexe Fantasywelt umfassten, für unverfilmbar, weswegen er die Filmrechte noch zu seinen Lebzeiten für eine äußerst geringe Summe veräußert hatte.

Eine große Rolle soll dabei gespielt haben, dass Tolkien einem Erwerb der Rechte durch die Walt Disney Company zuvorkommen wollte, deren Adaption von Sagen und Märchen ihm missfiel. Tatsächlich war die erste Verfilmung von „Der Herr der Ringe“ nichtsdestoweniger ein Zeichentrickfilm, und zwar der 1978 veröffentlichte „Der Herr der Ringe“ von Regisseur Ralph Bakshi. Doch es sollte bis 2001 dauern, bis die erste Realverfilmung mit Anspruch auf Werktreue in die Kinos kam, und zwar die weltweit überaus erfolgreiche Trilogie von Peter Jackson.

001Bild: „Der Herr der Ringe: Die Gefährten“ (2001). ©New Line Cinema/WingNut Films

Die drei höchst erfolgreichen Filme ließen ein regelrechtes Herr-der-Ringe-Fieber ausbrechen, das selbst Jahre später noch anhält und immer wieder für neue Produktionen in dem Franchise sorgt. So folgte Jahre später die Filmtrilogie und Vorgeschichte Der Hobbit, ebenfalls umgesetzt durch den neuseeländischen Filmregisseur Peter Jackson. Außerdem basieren die beiden Fanprojekte The Hunt for Gollum und Born of Hope, die sich unter Fans von Tolkien großer Beliebtheit erfreuen, auf dem Stil von Jacksons Originaltrilogie.

2017 erwarb das Unternehmen Amazon schließlich die Fernsehrechte für die Verfilmung der Vorgeschichte von „Der Herr der Ringe“ für rund 250 Millionen US-Dollar. Dabei soll es sich um keine direkte Adaption eines Werks von Tolkien handeln, auch wenn die Geschichte auf dessen Sagen und Legenden beruht. Die Dreharbeiten zu „The Lord of the Rings“ begannen im Februar 2020 in Auckland, Neuseeland.


The Hobbit (1966)

Das erste Mal wurde ein Werk von J.R.R. Tolkien von dem Regisseur Gene Deitch verfilmt. „Der Hobbit“ ist eine 12-minütige, englischsprachige Zeichengeschichte, die stellenweise stark von der Vorlage abweicht, jedoch nichtsdestoweniger die erste Filmadaption von dem namensgleichen Buch darstellt. Der Film wurde im Jahr 1966 in einem äußerst kleinen Rahmen veröffentlicht und diente dabei einzig und allein der Abwicklung eines profitablen Lizenzgeschäftes.

Der Produzent William Snyder hatte die Tolkien-Verfilmungsrechte günstig erworben, konnte aber keine Kapitalgeber für die Filmumsetzung finden. Bevor die Lizenz auslief existierten lediglich einige Filmskizzen sowie das Drehbuch für den geplanten Langfilm. Da in der Zwischenzeit die Bekanntheit von Tolkiens Werken jedoch enorm angestiegen war und die Filmrechte deutlich an Wert zulegen konnten, und außerdem eine Klausel vorsah, dass Snyder die Verfilmungsrechte zum Tolkien-Buch „Der Herr der Ringe“ zu vergünstigten Konditionen bekam, wenn er denn bis zum 30. Juni 1966 einen farbigen Kinofilm zum Hobbit-Buch produzierte, entstand dieses Werk.

002Bild: „The Hobbit“ (1966). ©William Snyder

The Hobbit (1977)

Die zweite Verfilmung von „Der Hobbit“ stammt von Rankin/Bass Productions und wurde durch das japanische Studio Topcraft animiert, aus dem später das weltberühmte Studio Ghibli hervorging. Regisseur und Produzent Arthur Rankin Jr. versprach damals, dass es in seiner Adaption kein Material geben wird, das nicht in der Buchvorlage Tolkiens vorkommt. Dennoch wurden viele Details im Vergleich zur Vorlage gestrafft und damit durchaus verändert. Im Gegensatz zu Ralph Bakashis Verfilmung „Der Herr der Ringe“ (1978) richtet sich dieser Film eher an ein jüngeres Publikum.

Der Herr der Ringe (1978)

Die erste Verfilmung von Tolkiens „Der Herr der Ringe“ ist ein Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1978, der unter der Regie des US-amerikanischen Filmregisseurs Ralph Bakashi entstand. Das Werk umfasst jedoch nur die erste Hälfte der Handlung, ein geplanter zweiter Teil kam erst einmal nicht zustande, da es an der finanziellen Unterstützung des Publishers mangelte, obwohl der erste Film als finanzieller Erfolg galt.

Stattdessen verfilmten die Zeichentrickproduzenten Jules Bass und Arthur Rankin Jr. 1980 das dritte und letzte Buch „Die Rückkehr der Königs“. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine direkte Fortsetzung von Bakashis Werk.

In „Der Herr der Ringe“ von 1978 werden die Charaktere Arwen und Eomer überhaupt nicht vorgestellt, auch die Handlungssequenz um Tom Bombadil wird, gleichsam wie in der späteren Verfilmung von Peter Jackson, ausgelassen. Die Handlung des Films umfasst ebenfalls nur den Teilband „Die Gefährten“ und ungefähr zwei Drittel von „Die zwei Türme“, lässt „Die Rückkehr des Königs“ damit komplett beiseite. Für diesen Film erhielt der spätere Regisseur Tim Burton als Zwischenphasenzeichner seinen ersten Job in der Filmindustrie.

003Bild: „Der Herr der Ringe“ (1978). ©Fantasy Films

The Return of the King (1980)

Diese Verfilmung wurde von den Produzenten und zugleich Regisseuren von „The Hobbit“ (1977) gedreht und schließt inhaltlich an diesen an. Er wird ebenfalls als Fortsetzung des Der-Herr-der-Ringe-Zeichentrickfilms von 1978 gehandelt, obwohl beide sich in ihrer Machart erheblich voneinander unterscheiden. Genau wie der zuvor erwähnte „The Hobbit“ wurde auch dieses Werk von Rankin/Bass Productions produziert und durch das japanische Studio Topcraft animiert. Die Zeichentrickproduzenten Rankin und Bass sind ebenfalls für den Film Das letzte Einhorn verantwortlich, weswegen dieser Film und „The Return of the King“ sich zeichnerisch sehr ähneln.

The Hobbit (1985)

Die Version von 1985 ist eine sowjetische Realverfilmung für das Leningrader Fernsehen, realisiert durch den Regisseur Wladimir Latischeff. Das Werk wurde lediglich im sowjetischen Fernsehen gezeigt, der Schauspieler Zinovi Gerdt fungiert als Erzähler und führt den Zuschauer durch die Geschichte. Der volle Titel des Films lautet ins Englische übersetzt: „The Fabulous Journey of Mr. Bilbo Baggins, The Hobbit, Across the Wild Land, Through the Dark Forest, Beyond the Misty Mountains. There and Back Again“.

Hobitit (1993)

Eine weitere Verfilmung von der Geschichte „Der Herr der Ringe“ stammt aus dem finnischen Fernsehen und umfasst eine neunteilige Live-Action-Serie mit dem Namen Hobitit („Die Hobbits“). Die Serie schildert die Ereignisse beinahe durchgehend aus der Sicht der Hobbits, jedoch wurde diese Adaption wegen qualitativer Bedenken und einer unklaren Rechtslage nie international bekannt.

004Bild: „Hobitit“ (1993). ©Olof Qvickström

Der Herr der Ringe – Filmtrilogie (2001-2003)

Die erste Verfilmung mit Anspruch auf Werktreue ist der Fantasyfilm Der Herr der Ringe: Die Gefährten von dem neuseeländischen Regisseur Peter Jackson. Das Werk ist der erste Part einer dreiteiligen Verfilmung und wahrscheinlich die bekannteste und wichtigste Adaption von Tolkiens Büchern. Die Trilogie, der ebenfalls Der Herr der Ringe: Die zwei Türme und Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs angehören, wurde an einem Stück gedreht und zwar von 1999 bis 2001.

Bereits in den frühen 1990er Jahren machte sich Peter Jackson gemeinsam mit seiner Ehefrau Fran Walsh daran, ein Drehbuch zu verfassen, dabei war er sich laut eigener Aussage der Schwierigkeit dieser Aufgabe bewusst und ihm sei auch klar gewesen, dass man die Geschichte unmöglich in einem einzigen Film unterbringen kann.

Ursprünglich sah Jackson vor, viele Handlungsstränge aus der Vorlage herauszukürzen und in zwei Filme unterzubringen. „Die zwei Türme“ und „Die Gefährten“ sollten zu einem Film zusammengefasst und „Die Rückkehr des Königs“ ein eigenständiger Film werden. Recht früh interessierte sich die Filmproduktionsfirma Miramax für das Projekt, doch wurde den Verantwortlichen dort schnell das Ausmaß der geplanten Adaption bewusst, weswegen man darauf drängte, die Geschichte in nur einem Film zu erzählen.

Dies lehnte Jackson strikt ab. Außerdem soll ein weiterer Grund für das Ende des Verhandlungen auch die Zugehörigkeit von Mirimax zum Disney-Konzern gewesen sein. Auf der Suche nach einem neuen Geldgeber kam Jackson mit dem Studio New Line Cinema ins Gespräch, eine Firma, die bereit war nicht nur zwei, sondern sogar drei Filme produzieren zu lassen. Daher mussten die bestehenden Drehbuchentwürfe gründlich überarbeitet werden, weswegen Jackson und seine Ehefrau Philippa Boyens als Co-Autorin mit ins Boot holten.

Die Trilogie „Der Herr der Ringe“ unterscheidet sich in vielen Belangen von der Buchvorlage, da Jackson mit Kinofilmen von je circa drei Stunden zwar ungewöhnlich lange Filme drehte, jedoch die Handlung nichtsdestoweniger kürzen musste. Darüber hinaus veränderte das Team an mehreren Stellen aus dramaturgischen Gründen das Drehbuch gegenüber dem Handlungsstrang der Buchvorlage. Dem Erfolg dieser Verfilmungen hat das bekanntermaßen keinen Abbruch getan.

Eine komplette Liste aller Veränderungen gegenüber der Buchvorlage könnt ihr HIER finden.

005Bild: „Der Herr der Ringe: Die Gefährten“ (2001). ©New Line Cinema/WingNut Films

The Hunt for Gollum & Born of Hope

Die Non-Profit-Filme „The Hunt for Gollum“ und „Born of Hope“ sind stilistisch an die Filme von Peter Jackson angelehnt, sie spielen chronologisch während beziehungsweise vor der Originaltrilogie. In „The Hunt for Gollum“ befasst sich Drehbuchautor und Regisseur Chris Bouchard mit einer Zwischenepisode, die in „Die Gefährten“ und den Anhängen beschrieben wird. „Born of Hope“ von Kate Madison und Paula DiSante handelt hingegen von den Gemeinschaften, die vom Krieg des dunklen Herrschers Sauron betroffen sind.

Der Hobbit – Filmtrilogie (2012-2014)

Das Prequel zu Peter Jacksons „Der Herr der Ringe“-Trilogie stammt ebenfalls von eben diesem Regisseur und ist das Ergebnis des enormen Erfolgs der ersten drei Filme und dem großen Wunsch der Fangemeinde, neue Streifen erleben zu können, die in dem Universum von Tolkien spielen. Im Gegensatz zu „Der Herr der Ringe“ besteht die Vorlage zu „Der Hobbit“ jedoch nur aus einem einzelnen, relativ dünnen Kinderbuch, weswegen es nicht zu viel, sondern deutlich zu wenig Story für drei Filme mit Überlänge gab.

Daher wurde die Tonalität der Filme gegenüber der Buchvorlage deutlich verändert. Während es sich bei dem Buch „Der Hobbit“ in erster Linie um eine Abenteuergeschichte für Kinder über Drachen und Zwerge handelt, zielt die Filmadaption von Jackson vor allem auf Jugendliche und Erwachsene ab. So nehmen Horrorelemente wie etwas Orks und die Darstellung von Schlachten und Gewalt im Allgemeinen einen deutlich breiteren Raum ein.

Eine komplette Liste aller Veränderungen gegenüber der Buchvorlage könnt ihr HIER finden.

Die Produktion zu „Der Hobbit“, ein Film, den Jackson bereits seit 1995 als Teil einer Trilogie geplant hatte - wobei die anderen beiden Teile aus dem Herrn der Ringe bestehen sollten - zog sich aus diversen Gründen über Jahre in die Länge. Anfangs gab es Probleme mit den Filmrechten, die bei United Artists lagen. Eine Firma, die ihre Rechte in den 1990ern nicht verkaufen wollte, da man dort annahm, dass ein Film über „Der Hobbit“ lukrativer als einer über „Der Herr der Ringe“ sei.

Später verklagte Jackson die Filmfirma New Line Cinema mit der Begründung, dass diese ihm Einnahmen von Merchandising, Videos und Computerspielen in Verbindung mit „Der Herr der Ringe: Die Gefährten“ vorenthalten haben. New Line Mitgründer Robert Shayne nannte Jackson daraufhin habgierig und erklärte öffentlich, dass Jackson nie wieder einen Film für New Line drehen würde.

Die Differenzen zwischen Shayne und Jackson konnten zwar beigelegt werden, vor allen Dingen, da New Line zwischenzeitlich keine wirklich profitablen Filme mehr veröffentlicht hatte und auf Jacksons Mitarbeit angewiesen war, doch die Dreharbeiten zu „Der Hobbit“ mussten später unterbrochen werden, da Tolkien Estate New Line wegen Pflichtverletzung und Betrug auf 220 Millionen US-Dollar Schadensersatz verklagten. Die Angelegenheit konnte jedoch außergerichtlich beigelegt werden.

Nach weiteren Problemen und Unterbrechungen, wie beispielsweise dem Arbeitskampf in Neuseeland in 2010 oder Anschuldigungen wegen Tierquälerei, wurden die Filme der Hobbit-Trilogie zwischen 2012 und 2014 veröffentlicht. Alle drei Filme waren finanziell äußerst erfolgreich, bekamen von Seiten professioneller Kritiker jedoch sehr durchwachsene Bewertungen. Auch die Fangemeinde steht diesen Filmen weitgehend gespalten gegenüber.

006Bild: „Der Hobbit: Eine unerwartete Reise“ (2012). ©New Line Cinema/Metro-Goldwyn-Mayer/WingNut Films

The Lord of the Rings (2021)

Diese Fantasy-Realserie wird von Amazon Studios exklusiv für den Video-on-Demand-Sender Prime Video umgesetzt. Die Idee zu der Show stammt von Patrick McKay und JD Payne. Die Filmrechte zu „The Lord of the Rings“ sollen Amazon gute 250 Millionen US-Dollar gekostet haben, Teil des Deals war eine Vereinbarung über fünf Staffeln mit geschätzten Kosten von über eine Milliarde US-Dollar. Damit ist sie die aktuell teuerste Serie aller Zeiten.

Die Handlung der Serie, die nicht direkt auf einer Buchvorlage basiert, soll im zweiten Zeitalter der fiktiven Welt Mittelerde spielen, mehrere tausend Jahre vor den Ereignissen des ersten Bandes des von J.R.R. Tolkien geschriebenen Roman „Der Herr der Ringe“. In dieses Zeitalter fallen unter anderem die Ereignisse, die im Prolog des Romans beschrieben werden und dessen Handlung begründen. Dazu zählt das Schmieden des Einen Rings durch den dunklen Herrscher Sauron sowie dessen Niederlage in der Schlacht am Fuß des Schicksalsberges...